Rob Routs: Ölmarkt wieder mehr von fundamentalen Einflüssen bestimmt

Hamburg

Rob Routs: Ölmarkt wieder mehr von fundamentalen Einflüssen bestimmt

Mit dem Zurückdrängen der Spekuation sieht der Shell-Manager die Ölförderländer wiedererstarkt. Bei den Kraftstoffalternativen setzt er vor allem auf moderne Biofuels.

von Rob Routs
in Energie Informationsdienst 43/08

Die Krise an den internationalen Finanzmärkten ist derzeit das alles beherrschende Thema. Ausgelöst durch die Immobilienkrise in den USA geraten weltweit die größten Banken ins straucheln und drohen die Weltwirtschaft mit sich zu reißen. Die Politik versucht mit riesigen finanziellen Unterstützungsprogrammen gegenzusteuern, bislang jedoch mit eher mäßigem Erfolg.

Auch die Energiemärkte bleiben von dieser Entwickung nicht unbeeinflusst. Mit dem Untergang einiger großer amerikanischen Investmentbanken sind auch die Ölpreise weltweit abgestürzt: War es doch in hohem Maße die Spekulation, die die Ölpreise auf ihre Höchststände von um die 150 US-Dollar je Barrel in diesem Sommer getrieben hat, spiegele der jetzige Preis von rund 80 US-Dollar je Barrel vielmehr die fundamentale Situation am Ölmarkt wider. „Das, was wir in der Hochpreisphase beim Öl gesehen haben,hatte mit Angebot und Nachfrage nicht viel zu tun“, sagte Shell-Vorstand Rob Routs vor Journalisten in Hamburg. Vor dem Hintergrund eines erwarteten Konjunktureinbruchs seien Finanzinvestitionen aus dem Ölmarkt, aber auch aus anderen Rohstoffen, massiv abgezogen worden.
Am Ölmarkt geben jetzt also wieder die Fundamentaldaten die Richtung vor. Eine Situation, die laut Routs die Produzentenländer in eine wieder stärkere Position bringt. Denn ohne Spekulation können sie über ihre Mengenpolitik die Hoheit über die Preise wiedererlangen. Damit falle die Länder der OPEC, aber auch Russland unter ein Szenario, das Shell in seiner neuen Energieprognose „Scramble“ getauft hat. Hier geht es um einen aufkommenden Ener gie-Nationalismus und ein „ich zuerst“ in Fragen der Energieversorgung; Aspekte wie Ener gieeinsparung und Klimaschutz tauchen hier erst weiter hinten in der Prioritätenliste auf. Wenn die OPEC über eine Verknappung der Fördermengen wieder höhere Preise durchsetzen wolle, habe die Energiebranche darauf wenig Einfluss, meint Routs.

Bei Shell selbst wünscht man sich eine andere Energiezukunft. Und präferiert deshalb das in der Prognose alternativ erstellte Szenario „Blueprint“. Hier geht es in Fragen der Energieversorgung viel mehr um Kooperation und natürlich um Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit insbesondere im Bereich der Mobilität. Natürlich bleiben auch in Zukunft die fossilen Kraftstoffe vorherrschend, aber angesichts der Klimagefahren sei es unerlässlich, stärker auf Alternativen zu setzen, so Routs.

Denn eines dürfte auch klar sein: An den schon früher von seinem Unternehmen aufgestellten „drei harten Wahrheiten“ hat sich durch die aktuelle Situation nichts geändert. Als da wären: Der Weltenergiebedarf wird in den kommenden Jahren massiv steigen – was langfristig natürlich auch hohe Ölpreise bedeute. Während der Primärenergiebedarf der heute rund 6,7 Milliarden Menschen auf der Welt bei 228 Millionen Barrel Öläquivalent am Tag liegt, dürften die rund 9 Milliarden Menschen zur Mitte des Jahrhunderts fast doppelt so viel Ener gie konsumieren. Allein bis 2030 werde sich die Zahl der Autos weltweit von heute knapp 1 Milliarde ungefähr verdoppeln. Die zweite harte Wahrheit sei, dass es immer schwerer – teurer – werde, die klassischen Öl- und Gasmengen zu erschließen und in den Markt zu bringen. Und dann sei da ja noch der Klimaschutz: Mehr Energieverbrauch bedeute zwangsläufig auch mehr CO2-Emissionen, jedenfalls wenn man ausschließlich auf konvestionelle Ener gien und Techniken setze. Im Bereich der Mobilität setzt der Shell-Manager vor allem auf die Weiterentwicklung bei den Biokraftstoffen.

Die so genannte zweite Generation stehe anders als Ethanol und Biodiesel nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion, bewahre die Regenwälder und bringe CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent gegenüber konventionellen Kraftstoffen.

Shell ist hier seit geraumer Zeit mit verschiedenen Partnern in der Welt aktiv, u.a. mit der deutschen Choren, die ab Mitte nächsten Jahres im sächsischen Freiberg 18 Millionen Liter p.a. aus Holzhackschnitzeln herstellen will. Andere umweltfreundliche Alternativen in diesem Bereich seien GTL, also Gas-to-Liquids, das Shell bereits in Teilen Europas und Thailands dem Diesel beimischt, und natürlich Wasserstoff. Hier seien aber noch umfangreiche Entwicklungsarbeiten zu leisten, deshalb sei mit einem breiteren Markteinsatz erst in zehn Jahren oder
später zu rechnen.

Das derzeit viel diskutierte Elektro-Auto werde ebenfalls kommen, „kein Zweifel“, wobei das Hauptprobleme einer Marktdurchdringung vor allem die Infrastruktur sei. Kaum ein städtisches Netz sei derzeit für eine große Zahl von Aufladevorgängen bei den Autos ausgelegt. Zudem sei auch diese Variante nur nachhaltig, wenn der Strom für die Autos auch emissionstechnisch „grün“ erzeugt werde.

Die Abscheidung und Speicherung von CO2, CCS, spiele bei Shell bereits seit vielen Jahren eine große Rolle. Zwischen 2004 und heute habe sein Unternehmen die Forschungsinvestitionen in diesem Bereich von 500 Millionen auf inzwischen 1,2 Millarden US-Dollar ausgeweitet; das liege deutlich über dem, was die Konkurrenz in diesem Bereich tue, so Routs.

URL: http://www.shell.com/

Hamburg

Rob Routs: Ölmarkt wieder mehr von fundamentalen Einflüssen bestimmt

Mit dem Zurückdrängen der Spekuation sieht der Shell-Manager die Ölförderländer wiedererstarkt. Bei den Kraftstoffalternativen setzt er vor allem auf moderne Biofuels.

von Rob Routs
in Energie Informationsdienst 43/08

Die Krise an den internationalen Finanzmärkten ist derzeit das alles beherrschende Thema. Ausgelöst durch die Immobilienkrise in den USA geraten weltweit die größten Banken ins straucheln und drohen die Weltwirtschaft mit sich zu reißen. Die Politik versucht mit riesigen finanziellen Unterstützungsprogrammen gegenzusteuern, bislang jedoch mit eher mäßigem Erfolg.

Auch die Energiemärkte bleiben von dieser Entwickung nicht unbeeinflusst. Mit dem Untergang einiger großer amerikanischen Investmentbanken sind auch die Ölpreise weltweit abgestürzt: War es doch in hohem Maße die Spekulation, die die Ölpreise auf ihre Höchststände von um die 150 US-Dollar je Barrel in diesem Sommer getrieben hat, spiegele der jetzige Preis von rund 80 US-Dollar je Barrel vielmehr die fundamentale Situation am Ölmarkt wider. „Das, was wir in der Hochpreisphase beim Öl gesehen haben,hatte mit Angebot und Nachfrage nicht viel zu tun“, sagte Shell-Vorstand Rob Routs vor Journalisten in Hamburg. Vor dem Hintergrund eines erwarteten Konjunktureinbruchs seien Finanzinvestitionen aus dem Ölmarkt, aber auch aus anderen Rohstoffen, massiv abgezogen worden.
Am Ölmarkt geben jetzt also wieder die Fundamentaldaten die Richtung vor. Eine Situation, die laut Routs die Produzentenländer in eine wieder stärkere Position bringt. Denn ohne Spekulation können sie über ihre Mengenpolitik die Hoheit über die Preise wiedererlangen. Damit falle die Länder der OPEC, aber auch Russland unter ein Szenario, das Shell in seiner neuen Energieprognose „Scramble“ getauft hat. Hier geht es um einen aufkommenden Ener gie-Nationalismus und ein „ich zuerst“ in Fragen der Energieversorgung; Aspekte wie Ener gieeinsparung und Klimaschutz tauchen hier erst weiter hinten in der Prioritätenliste auf. Wenn die OPEC über eine Verknappung der Fördermengen wieder höhere Preise durchsetzen wolle, habe die Energiebranche darauf wenig Einfluss, meint Routs.

Bei Shell selbst wünscht man sich eine andere Energiezukunft. Und präferiert deshalb das in der Prognose alternativ erstellte Szenario „Blueprint“. Hier geht es in Fragen der Energieversorgung viel mehr um Kooperation und natürlich um Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit insbesondere im Bereich der Mobilität. Natürlich bleiben auch in Zukunft die fossilen Kraftstoffe vorherrschend, aber angesichts der Klimagefahren sei es unerlässlich, stärker auf Alternativen zu setzen, so Routs.

Denn eines dürfte auch klar sein: An den schon früher von seinem Unternehmen aufgestellten „drei harten Wahrheiten“ hat sich durch die aktuelle Situation nichts geändert. Als da wären: Der Weltenergiebedarf wird in den kommenden Jahren massiv steigen – was langfristig natürlich auch hohe Ölpreise bedeute. Während der Primärenergiebedarf der heute rund 6,7 Milliarden Menschen auf der Welt bei 228 Millionen Barrel Öläquivalent am Tag liegt, dürften die rund 9 Milliarden Menschen zur Mitte des Jahrhunderts fast doppelt so viel Ener gie konsumieren. Allein bis 2030 werde sich die Zahl der Autos weltweit von heute knapp 1 Milliarde ungefähr verdoppeln. Die zweite harte Wahrheit sei, dass es immer schwerer – teurer – werde, die klassischen Öl- und Gasmengen zu erschließen und in den Markt zu bringen. Und dann sei da ja noch der Klimaschutz: Mehr Energieverbrauch bedeute zwangsläufig auch mehr CO2-Emissionen, jedenfalls wenn man ausschließlich auf konvestionelle Ener gien und Techniken setze. Im Bereich der Mobilität setzt der Shell-Manager vor allem auf die Weiterentwicklung bei den Biokraftstoffen.

Die so genannte zweite Generation stehe anders als Ethanol und Biodiesel nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion, bewahre die Regenwälder und bringe CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent gegenüber konventionellen Kraftstoffen.

Shell ist hier seit geraumer Zeit mit verschiedenen Partnern in der Welt aktiv, u.a. mit der deutschen Choren, die ab Mitte nächsten Jahres im sächsischen Freiberg 18 Millionen Liter p.a. aus Holzhackschnitzeln herstellen will. Andere umweltfreundliche Alternativen in diesem Bereich seien GTL, also Gas-to-Liquids, das Shell bereits in Teilen Europas und Thailands dem Diesel beimischt, und natürlich Wasserstoff. Hier seien aber noch umfangreiche Entwicklungsarbeiten zu leisten, deshalb sei mit einem breiteren Markteinsatz erst in zehn Jahren oder
später zu rechnen.

Das derzeit viel diskutierte Elektro-Auto werde ebenfalls kommen, „kein Zweifel“, wobei das Hauptprobleme einer Marktdurchdringung vor allem die Infrastruktur sei. Kaum ein städtisches Netz sei derzeit für eine große Zahl von Aufladevorgängen bei den Autos ausgelegt. Zudem sei auch diese Variante nur nachhaltig, wenn der Strom für die Autos auch emissionstechnisch „grün“ erzeugt werde.

Die Abscheidung und Speicherung von CO2, CCS, spiele bei Shell bereits seit vielen Jahren eine große Rolle. Zwischen 2004 und heute habe sein Unternehmen die Forschungsinvestitionen in diesem Bereich von 500 Millionen auf inzwischen 1,2 Millarden US-Dollar ausgeweitet; das liege deutlich über dem, was die Konkurrenz in diesem Bereich tue, so Routs.

URL: http://www.shell.com/