Wale weiterhin weltweit bedroht

Quickborn

Wale weiterhin weltweit bedroht
Quickborn / Santiago de Chile – 24. Juni 2008 Auf der 60. Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission im chilenischen Santiago geht es ums Überleben der Waltiere. Fangländer wie Japan und Norwegen widersetzen sich weiterhin den Schutzbestimmungen. Wissenschaftler haben neue Erkenntnisse.
Für die Walfang-Nationen Japan, Norwegen und Island gilt zwar immer noch das Moratorium, also eine Walfang-Pause, doch damit können sie bisher gut leben. Seit die Internationale Walfang-Kommission vor mehr als 20 Jahren ein Fangverbot zu kommerziellen Zwecken erlassen hat, haben einige Länder beharrlich die Vorschrift umgangen: Japan fängt Wale im Namen von Wissenschaft und Forschung, Norwegen, weil das Land einen Vorbehalt eingelegt hat und sich an die Bestimmungen nicht gebunden fühlt. Island operiert zwischen den beiden Möglichkeiten. Auf Grönland, in Alaska, Russland und auf der Karibikinsel St. Vincent betreibt die Urbevölkerung Walfang, und in Korea gibt es bedenklich hohe Beifänge von Zwergwalen in Fischernetzen, die praktisch einen kommerziellen Walfang ersetzen.
Obwohl sich alle inzwischen 80 Mitgliedsländer in der IWC einig sind, dass es so nicht weitergehen kann, obwohl es immer wieder Bestrebungen gibt, den Walfang wieder unter die Kontrolle der IWC zu bekommen, wird sich für die Wale auch bei der gegenwärtigen 60. Tagung im chilenischen Santiago kaum etwas ändern. Bestrebungen zu Änderungen sind da, und die Verhandlungen für „die Zukunft der IWC“ haben begonnen. Noch weiß niemand, wie sich die Parteien zwischen Walfang und –Schutz einigen können. Nur so viel scheint klar, ganz ohne Opfer bei den Walen wird es nicht gehen.
Und so hat sich die IWC vorgenommen, ein Paket mit Bedingungen zu schnüren. Was in dem Paket stecken wird, etwa Wal-Schutzgebiete, Urbevölkerungs- und Küsten-Walfang, Umweltfaktoren, Tourismus und Forschung etc. wird sich hoffentlich bald zeigen. Und noch ein Thema brennt unter den Nägeln: Die bislang von der IWC kaum beachteten Kleinwale, Delfine und Tümmler. Sie sterben zu Zigtausenden durch menschliche Aktivitäten – und ohne dass davon wirklich Notiz genommen wird. Auch da muss sich etwas ändern.
In der Fangsaison 2007/8 wurden nach offiziellen Angaben 1926 Großwale harpuniert, 27 tote Wale mehr, als in der Saison 2006/7. Damit erreicht die Fangquote für Zwerg-, Bryde-, Pott-, Finn-, Sei- Grau- und Grönlandwale die zweithöchste Zahl seit der kommerzielle Walfang im Jahr 1986 offiziell beendet ist. Wäre Japan bei seinen Operationen im Schutzgebiet der Antarktis nicht von zwei Umweltschutzorganisationen gestört worden, wären nicht 551 sondern 935 antarktische Zwergwale abgeschossen worden
Zu den Fangquoten kommen 2007/8 offiziell noch einmal 278 tote Wale, die im Beifang der Fischerei und durch Unfälle mit der Schifffahrt umgekommen sind. Die Dunkelziffer muss jedoch wesentlich höher sein. Allein für den Beifang hat der IWC-Wissenschaftsausschuss schon vor fünf Jahren eine Todesrate von über 300 000 Waltieren (Wale, Delfine und Tümmler) pro Jahr hochgerechnet. Dazu kommen noch einmal so viele Robben, ungezählte Seevögel wie Albatrosse, Meeresschildkröten und Fische, die gar nicht gefangen werden sollten, so genannte Nicht-Zielarten.
Solche fischereilichen Todesraten können etliche gefährdete Bestände wie Schweinswale in der Ostsee, Zwergwale im Japanischen Meer und der westpazifische Grauwal auf keinen Fall verkraften. Der Baiji oder Chinesische Flußdelfin, musste 2007 nach wochenlanger Suche in seinem Heimatgewässer, dem Yangtse, als „ausgestorben“ klassifiziert werden.
Der Amazonas Delfin oder Boto, der Chinesische Delfin, auch Schwarzer Delfin genannt, sowie der Hectors Delfin bei Neuseeland, oder der Vaquita von Mexiko können sehr bald die nächsten sein.
Der stets vier Wochen vor dem IWC-Plenum tagende Wissenschaftsausschuss der IWC macht jedes Jahr deutlich, dass Wale immer größeren anthropogenen Problemen ausgesetzt sind. Neu ist eine Arbeitsgruppe, die sich mit Hautkrankheiten der Meeressäugetiere befasst. Von Pilz- und Virusbefall ist die Rede. Und obwohl der Lebensraum Meer natürlich Bakterien und Pilze beherbergt, wird davon ausgegangen, dass chemische Schadstoffe die natürlichen Schutzschichten der Haut schädigen und das Immunsystem schwächen. Krankheiten wie Pocken und Herpes finden leichten Zugang besonders in offenen Wunden.
Seit 2006 befassen sich die Wissenschaftler aus aller Welt auch mit den sich häufenden Strandungen bei Walen, die nur selten ohne Fremdeinwirkung passieren dürften. Neben Beifängen und seismischen Untersuchungen der Ölindustrie sowie militärischen Aktivitäten mit Sonaren, stehen die Anreicherung von Schadstoffenim Verdacht, tödliche Folgen zu haben. Umweltgifte wie Quecksilber, Blei, Cadmium, DDT und PCB beeinträchtigen das Immunsystem der Tiere. Sie erkranken zunehmend an Virus-Infektionen, die offensichtlich zu Entzündungen im Innenohr und zur Beeinträchtigung der Orientierung führen. Andere Wale müssen sterben, weil sich Fanggeschirre in ihrem Maul verfangen haben, oder weil versehentlich verschluckter Plastikmüll ihren Verdauungsapparat verstopft.
Mit anthropogenen Einflüssen befasst sich auch das im Vorfeld zur Jahrestagung zusammen kommende Conservation Committee, das 2003 in Berlin gegründet wurde. Bereits seit 2002 versucht der Wissenschaftsausschuss das Problem Beifang zu analysieren, und seit mehr als fünfzehn Jahren weist er darauf hin, dass die Beifangquoten an Walen und Delfinen keineswegs nachhaltig sein können.
Die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) ist der Meinung, die IWC müsse sehr wohl die Kommission für Wale, aber auch für die bislang weitgehend ignorierten Kleinwale (Delfine und Tümmler) sein. Sie müsse sehr wohl umstrukturiert werden. Dies darf natürlich nicht nur im Sinne der Walfangnationen sein. Bei einem Vorgespräch im Jahr 2006 zur „Normalisierung der IWC“ wurden grundsätzlich „alle Interessierten“ für eine entsprechende Sitzung nach Tokio eingeladen. Nur am Rande erfuhr man, dass alle Teilnehmer unterschreiben müssten, nicht gegen den kommerziellen Walfang zu sein…..Mal sehen, was ein neuer Anlauf in 2008 bringt. Wale und Meere haben ein Umdenken bitter nötig.
Für Rückfragen:
Petra Deimer, Hans-Jürgen Schütte GSM, Tel. 04106- 4712 , www.gsm-ev.de
IWC aktuell
Anlässlich der 60.Internationalen Walfang Konferenz im chilenischen Santiago wurden neue Zahlen bekannt.
Wie dramatisch-nachhaltig die Auswirkungen kommerziellen Walfangs sind, zeigen die Bestandsentwicklungen der Blauwale in der südlichen Hemisphäre.
Zwischen 1870 und 1978 wurden weltweit über 382 000 Blauwale abgeschossen; 90 Prozent in antarktischen Gewässern.
Der Bestand des antarktischen Blauwals vor Beginn des Walfangs wird auf 256 000 Tiere hochgerechnet. Das bittere Ende der etwa 100 Jahre dauernden Jagdzeit haben hochgerechnet nicht einmal 400 Blauwale überlebt. Das sind 0,15 Prozent des ursprünglichen Bestands. Im Jahr 1997, 20 Jahre später, leben in den Gewässern der südlichen Hemisphäre hochgerechnet noch immer nur 2280 der gigantischen Bartenwale. Anderen Großwalen, wie Finn- und Buckelwalen, geht es nicht viel besser.
Petra Deimer und Hans-Jürgen Schütte
Gesellschaft zum Schutz der
Meeressäugetiere e.V. (GSM)
Kieler Straße 2, Telefon: 04106 – 620 601,
25451 Quickborn, Telefax: 04106 – 620 907
Email: info@gsm-ev.de
Internet: www.gsm-ev.de

Quickborn

Wale weiterhin weltweit bedroht
Quickborn / Santiago de Chile – 24. Juni 2008 Auf der 60. Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission im chilenischen Santiago geht es ums Überleben der Waltiere. Fangländer wie Japan und Norwegen widersetzen sich weiterhin den Schutzbestimmungen. Wissenschaftler haben neue Erkenntnisse.
Für die Walfang-Nationen Japan, Norwegen und Island gilt zwar immer noch das Moratorium, also eine Walfang-Pause, doch damit können sie bisher gut leben. Seit die Internationale Walfang-Kommission vor mehr als 20 Jahren ein Fangverbot zu kommerziellen Zwecken erlassen hat, haben einige Länder beharrlich die Vorschrift umgangen: Japan fängt Wale im Namen von Wissenschaft und Forschung, Norwegen, weil das Land einen Vorbehalt eingelegt hat und sich an die Bestimmungen nicht gebunden fühlt. Island operiert zwischen den beiden Möglichkeiten. Auf Grönland, in Alaska, Russland und auf der Karibikinsel St. Vincent betreibt die Urbevölkerung Walfang, und in Korea gibt es bedenklich hohe Beifänge von Zwergwalen in Fischernetzen, die praktisch einen kommerziellen Walfang ersetzen.
Obwohl sich alle inzwischen 80 Mitgliedsländer in der IWC einig sind, dass es so nicht weitergehen kann, obwohl es immer wieder Bestrebungen gibt, den Walfang wieder unter die Kontrolle der IWC zu bekommen, wird sich für die Wale auch bei der gegenwärtigen 60. Tagung im chilenischen Santiago kaum etwas ändern. Bestrebungen zu Änderungen sind da, und die Verhandlungen für „die Zukunft der IWC“ haben begonnen. Noch weiß niemand, wie sich die Parteien zwischen Walfang und –Schutz einigen können. Nur so viel scheint klar, ganz ohne Opfer bei den Walen wird es nicht gehen.
Und so hat sich die IWC vorgenommen, ein Paket mit Bedingungen zu schnüren. Was in dem Paket stecken wird, etwa Wal-Schutzgebiete, Urbevölkerungs- und Küsten-Walfang, Umweltfaktoren, Tourismus und Forschung etc. wird sich hoffentlich bald zeigen. Und noch ein Thema brennt unter den Nägeln: Die bislang von der IWC kaum beachteten Kleinwale, Delfine und Tümmler. Sie sterben zu Zigtausenden durch menschliche Aktivitäten – und ohne dass davon wirklich Notiz genommen wird. Auch da muss sich etwas ändern.
In der Fangsaison 2007/8 wurden nach offiziellen Angaben 1926 Großwale harpuniert, 27 tote Wale mehr, als in der Saison 2006/7. Damit erreicht die Fangquote für Zwerg-, Bryde-, Pott-, Finn-, Sei- Grau- und Grönlandwale die zweithöchste Zahl seit der kommerzielle Walfang im Jahr 1986 offiziell beendet ist. Wäre Japan bei seinen Operationen im Schutzgebiet der Antarktis nicht von zwei Umweltschutzorganisationen gestört worden, wären nicht 551 sondern 935 antarktische Zwergwale abgeschossen worden
Zu den Fangquoten kommen 2007/8 offiziell noch einmal 278 tote Wale, die im Beifang der Fischerei und durch Unfälle mit der Schifffahrt umgekommen sind. Die Dunkelziffer muss jedoch wesentlich höher sein. Allein für den Beifang hat der IWC-Wissenschaftsausschuss schon vor fünf Jahren eine Todesrate von über 300 000 Waltieren (Wale, Delfine und Tümmler) pro Jahr hochgerechnet. Dazu kommen noch einmal so viele Robben, ungezählte Seevögel wie Albatrosse, Meeresschildkröten und Fische, die gar nicht gefangen werden sollten, so genannte Nicht-Zielarten.
Solche fischereilichen Todesraten können etliche gefährdete Bestände wie Schweinswale in der Ostsee, Zwergwale im Japanischen Meer und der westpazifische Grauwal auf keinen Fall verkraften. Der Baiji oder Chinesische Flußdelfin, musste 2007 nach wochenlanger Suche in seinem Heimatgewässer, dem Yangtse, als „ausgestorben“ klassifiziert werden.
Der Amazonas Delfin oder Boto, der Chinesische Delfin, auch Schwarzer Delfin genannt, sowie der Hectors Delfin bei Neuseeland, oder der Vaquita von Mexiko können sehr bald die nächsten sein.
Der stets vier Wochen vor dem IWC-Plenum tagende Wissenschaftsausschuss der IWC macht jedes Jahr deutlich, dass Wale immer größeren anthropogenen Problemen ausgesetzt sind. Neu ist eine Arbeitsgruppe, die sich mit Hautkrankheiten der Meeressäugetiere befasst. Von Pilz- und Virusbefall ist die Rede. Und obwohl der Lebensraum Meer natürlich Bakterien und Pilze beherbergt, wird davon ausgegangen, dass chemische Schadstoffe die natürlichen Schutzschichten der Haut schädigen und das Immunsystem schwächen. Krankheiten wie Pocken und Herpes finden leichten Zugang besonders in offenen Wunden.
Seit 2006 befassen sich die Wissenschaftler aus aller Welt auch mit den sich häufenden Strandungen bei Walen, die nur selten ohne Fremdeinwirkung passieren dürften. Neben Beifängen und seismischen Untersuchungen der Ölindustrie sowie militärischen Aktivitäten mit Sonaren, stehen die Anreicherung von Schadstoffenim Verdacht, tödliche Folgen zu haben. Umweltgifte wie Quecksilber, Blei, Cadmium, DDT und PCB beeinträchtigen das Immunsystem der Tiere. Sie erkranken zunehmend an Virus-Infektionen, die offensichtlich zu Entzündungen im Innenohr und zur Beeinträchtigung der Orientierung führen. Andere Wale müssen sterben, weil sich Fanggeschirre in ihrem Maul verfangen haben, oder weil versehentlich verschluckter Plastikmüll ihren Verdauungsapparat verstopft.
Mit anthropogenen Einflüssen befasst sich auch das im Vorfeld zur Jahrestagung zusammen kommende Conservation Committee, das 2003 in Berlin gegründet wurde. Bereits seit 2002 versucht der Wissenschaftsausschuss das Problem Beifang zu analysieren, und seit mehr als fünfzehn Jahren weist er darauf hin, dass die Beifangquoten an Walen und Delfinen keineswegs nachhaltig sein können.
Die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) ist der Meinung, die IWC müsse sehr wohl die Kommission für Wale, aber auch für die bislang weitgehend ignorierten Kleinwale (Delfine und Tümmler) sein. Sie müsse sehr wohl umstrukturiert werden. Dies darf natürlich nicht nur im Sinne der Walfangnationen sein. Bei einem Vorgespräch im Jahr 2006 zur „Normalisierung der IWC“ wurden grundsätzlich „alle Interessierten“ für eine entsprechende Sitzung nach Tokio eingeladen. Nur am Rande erfuhr man, dass alle Teilnehmer unterschreiben müssten, nicht gegen den kommerziellen Walfang zu sein…..Mal sehen, was ein neuer Anlauf in 2008 bringt. Wale und Meere haben ein Umdenken bitter nötig.
Für Rückfragen:
Petra Deimer, Hans-Jürgen Schütte GSM, Tel. 04106- 4712 , www.gsm-ev.de
IWC aktuell
Anlässlich der 60.Internationalen Walfang Konferenz im chilenischen Santiago wurden neue Zahlen bekannt.
Wie dramatisch-nachhaltig die Auswirkungen kommerziellen Walfangs sind, zeigen die Bestandsentwicklungen der Blauwale in der südlichen Hemisphäre.
Zwischen 1870 und 1978 wurden weltweit über 382 000 Blauwale abgeschossen; 90 Prozent in antarktischen Gewässern.
Der Bestand des antarktischen Blauwals vor Beginn des Walfangs wird auf 256 000 Tiere hochgerechnet. Das bittere Ende der etwa 100 Jahre dauernden Jagdzeit haben hochgerechnet nicht einmal 400 Blauwale überlebt. Das sind 0,15 Prozent des ursprünglichen Bestands. Im Jahr 1997, 20 Jahre später, leben in den Gewässern der südlichen Hemisphäre hochgerechnet noch immer nur 2280 der gigantischen Bartenwale. Anderen Großwalen, wie Finn- und Buckelwalen, geht es nicht viel besser.
Petra Deimer und Hans-Jürgen Schütte
Gesellschaft zum Schutz der
Meeressäugetiere e.V. (GSM)
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