Weltumwelttag 2008 – „Lufthoheit über dem Landtag – Wanderfalke lebt im Kirchturm der…

Wiesbaden

Weltumwelttag 2008 – „Lufthoheit über dem Landtag – Wanderfalke lebt im Kirchturm der Wiesbadener Marktkirche“
Am Tag der Umwelt erhält Wiesbadener Marktkirche Auszeichnung „Lebensraum Kirchturm“ von Umweltminister Wilhelm Dietzel und NABU Hessen
Anlässlich des Weltumwelttages am 5. Juni 2008 zeichnet Umwelt­minister Wilhelm Dietzel gemeinsam mit Landesgeschäftsführer Hartmut Mai vom Hessischen Naturschutzbund (NABU) die evangelische Marktkirchengemeinde in Wiesbaden mit der Plakette und Urkunde „Lebensraum Kirchturm“ aus. Die Auszeich­nung wird an Kirchengemeinden verliehen, die bedrohte Arten an ihrer Kirche fördern und damit einen Beitrag zur Erhaltung dieser bedrohten Tiere leisten. Bereits seit mehreren Jahren brütet der in Hessen gefährdete Wanderfalke im Turm der Markt­kirche gegenüber dem Hessischen Landtag. Der hessische Bestand des Wanderfal­ken hat sich nach einem absoluten Tiefpunkt in den 70er Jahren wieder deutlich erholt und wird auf 90 bis 100 Brutpaare geschätzt. „Die Rückkehr des Wanderfalken ist damit eine Erfolgsgeschichte des hessischen Naturschutzes“, erklärte Umweltminister Dietzel erfreut.
Wenn die beiden Wanderfalken der Wiesbadener Marktkirche rund um den Hessischen Landtag auf Jagd gehen, können die Tiere im Sturzflug auf ihre Beute durchaus Geschwin­digkeiten von 150 km/h erreichen. „Eine Stadttaube hat bei diesen Geschwindigkeiten kaum eine Chance“, erläuterte Hartmut Mai vom Hessischen Naturschutzbund.
„Natur und Stadt – das müssen keine Widersprüche sein. Immer mehr Wildtiere folgen dem Menschen in Städte und Dörfer und erobern dort neue Lebensräume für sich. Turmfalke, Schleiereule, Mauersegler und Fledermaus beziehen immer häufiger Quartier in Kirchtürmen“, so Minister Dietzel weiter. Zusammen mit anderen hohen Bauwerken ersetzen Kirchtürme für diese ursprünglich felsen- und höhlenbrütenden Tiere den natürlichen Lebensraum. Kirchtürme sind für Wanderfalken vor allem dann interessant, wenn sie als städtische „Ersatzfelsen“ mit einer Nische oder einer zugänglichen Öffnung Platz zum Brüten bieten. Die städtischen Brutplätze sind rar und hart umkämpft. Einem erfolgreich bezogenen Quartier bleiben die Tiere dann oft jahrelang treu, selbst wenn der Bruterfolg ausbleibt.
Die Kirchen rufen aus Verantwortung für die Schöpfung immer wieder zum Engagement im Umweltschutz auf. Vielen Kirchengemeinden ist aber nicht bekannt, dass sie selbst einen Beitrag zur Erhaltung gefährdeter Tiere und damit zum Natur- und Artenschutz leisten können, ergänzt Kirchenvorstandsvorsitzender Eberhard Krause von der evangelischen Marktkirchengemeinde. Mit dem gemeinsamen Projekt „Lebensraum Kirchturm“ stellen sich der Naturschutzbund und die Kirchen der gemeinsamen Verantwortung, so Eberhard Krause.
„Das Land Hessen unterstützt diese Initiative“, betonte Dietzel und kündigte zudem an, dass für das Jahr 2009 ein neues Taschenbuch der Reihe Natura 2000 praktisch vorgesehen ist, das den Artenschutz im Lebensraum Stadt zum Inhalt hat und wertvolle Tipps zum Schutz von Wanderfalke, Fledermaus Co. in unseren Häusern, Kirchen und Schlössern geben wird.
In der Marktkirche in Wiesbaden wurde bereits im Jahr 2001 auf Initiative eines Falkners ein Wanderfalken-Kasten angebracht. Dieser wird seit 2006 kontrolliert. Allerdings konnte bisher nicht in jedem Jahr ein durchgehender Bruterfolg verzeichnet werden, bedauert Hartmut Mai. Möglicherweise eine Folge der Bauarbeiten an den Türmen. Die Auszeichnung der Markt­kirche ist daher mit dem Wunsch verknüpft, künftig die notwendigen Bauarbeiten an und in den Türmen noch besser auf das Brutgeschehen des Wanderfalken abzustimmen. Vor allem zu Beginn der Brutphase reagieren Wanderfalken sehr empfindlich auf Störungen in ihrem unmittelbaren Umfeld.
Hartmut Mai bot dabei die Hilfe seines Verbandes an. Schließlich ist es das Ziel des gemein­samen Projektes von NABU und Kirchen, über tiergerechte Sanierungen zu informieren und den Austausch der Kirchengemeinden mit den Experten der NABU-Gruppen vor Ort zu verstärken.
Hintergrundinfos
Wanderfalkenpopulation in Hessen
Aktuell kommen in Hessen 90-100 Brutpaare vor. Neben Bruten in Naturfelsen (z.B. im Rheintal: 7 Felsbruten, 1 Gebäudebrut [Ehrenfels]) und in Steinbrüchen, brütet die Art in den letzten Jahren vermehrt an Gebäuden, Masten und sogar ICE-Brücken. Oft werden dabei spezielle Nistkästen angenommen, die zuvor von ehrenamtlichen Naturschützern angebracht wurden. Neuerdings werden von Wanderfalken verstärkt Krähen-Nester in Masten von Hochspannungsfreileitungen angenommen.
Im Landkreis Fulda beispielsweise hat die Untere Naturschutzbehörde mit EON bisher 20 Kästen in 380kV-Leitungs-Maste angebracht; davon waren in diesem Frühjahr 8 beflogen, in zweien fand eine erfolgreiche Brut statt. Das Nistplatzkontingent soll nun auf 30 Kästen erhöht werden. Mittel- bis langfristig ist in diesem Kreisgebiet mit 8-10 Brutpaaren zu rechnen
Aufgrund der positiven Bestandsentwicklung wurde der Wanderfalke in der RL Hessen 2006 (dort noch mit 60-65 Brutpaaren geführt) von der Kategorie 2 (stark gefährdet) auf 3 (gefährdet) abgestuft.
Dennoch bestehen weiterhin Risikofaktoren wie illegale Verfolgung (Entnahme von Eiern oder Jungvögeln). Stellenweise ist die Art immer noch von menschlichen Hilfsmaßnahmen abhängig (Horstbewachung, Nisthilfen). Auch der Störungsdruck an den Brutfelsen durch Freizeitnutzung ist nach wie vor hoch, und führt immer noch zu Brutverlusten. Zudem besteht die Gefahr durch Hybridisierung mit entflohenen nichtheimischen Großfalken-Arten.
Während adulten Wanderfalken im städtischen Raum kaum Gefahren drohen, verunglücken hier viele frisch ausgeflogene Falken an technischen Hindernissen, vor allem durch Anflüge gegen Glasfassaden und durch Stürze in große Schornsteine. Etwa ein Drittel der Jungvögel kommt so zu Tode.
Wanderfalken sind hoch spezialisierte Vogeljäger. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen Vögeln, die im freien Luftraum erjagt werden. Da auch verwilderte Stadttauben, die mit ihrem aggressiven Kot erhebliche Schäden an der Bausubstanz bewirken können, zu ihrem Beutespektrum gehören, sind Wanderfalken bei vielen Stadtverwaltungen und Eigentümern historischer Gebäude wie Kirchen, Schlösser oder Burgen gern gesehene Untermieter.
Pressestelle
Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Mainzer Straße 80
65189 Wiesbaden
Telefon: 0611 – 815 1020
Telefax: 0611 – 815 1943
pressestelle@hmulv.hessen.de

Wiesbaden

Weltumwelttag 2008 – „Lufthoheit über dem Landtag – Wanderfalke lebt im Kirchturm der Wiesbadener Marktkirche“
Am Tag der Umwelt erhält Wiesbadener Marktkirche Auszeichnung „Lebensraum Kirchturm“ von Umweltminister Wilhelm Dietzel und NABU Hessen
Anlässlich des Weltumwelttages am 5. Juni 2008 zeichnet Umwelt­minister Wilhelm Dietzel gemeinsam mit Landesgeschäftsführer Hartmut Mai vom Hessischen Naturschutzbund (NABU) die evangelische Marktkirchengemeinde in Wiesbaden mit der Plakette und Urkunde „Lebensraum Kirchturm“ aus. Die Auszeich­nung wird an Kirchengemeinden verliehen, die bedrohte Arten an ihrer Kirche fördern und damit einen Beitrag zur Erhaltung dieser bedrohten Tiere leisten. Bereits seit mehreren Jahren brütet der in Hessen gefährdete Wanderfalke im Turm der Markt­kirche gegenüber dem Hessischen Landtag. Der hessische Bestand des Wanderfal­ken hat sich nach einem absoluten Tiefpunkt in den 70er Jahren wieder deutlich erholt und wird auf 90 bis 100 Brutpaare geschätzt. „Die Rückkehr des Wanderfalken ist damit eine Erfolgsgeschichte des hessischen Naturschutzes“, erklärte Umweltminister Dietzel erfreut.
Wenn die beiden Wanderfalken der Wiesbadener Marktkirche rund um den Hessischen Landtag auf Jagd gehen, können die Tiere im Sturzflug auf ihre Beute durchaus Geschwin­digkeiten von 150 km/h erreichen. „Eine Stadttaube hat bei diesen Geschwindigkeiten kaum eine Chance“, erläuterte Hartmut Mai vom Hessischen Naturschutzbund.
„Natur und Stadt – das müssen keine Widersprüche sein. Immer mehr Wildtiere folgen dem Menschen in Städte und Dörfer und erobern dort neue Lebensräume für sich. Turmfalke, Schleiereule, Mauersegler und Fledermaus beziehen immer häufiger Quartier in Kirchtürmen“, so Minister Dietzel weiter. Zusammen mit anderen hohen Bauwerken ersetzen Kirchtürme für diese ursprünglich felsen- und höhlenbrütenden Tiere den natürlichen Lebensraum. Kirchtürme sind für Wanderfalken vor allem dann interessant, wenn sie als städtische „Ersatzfelsen“ mit einer Nische oder einer zugänglichen Öffnung Platz zum Brüten bieten. Die städtischen Brutplätze sind rar und hart umkämpft. Einem erfolgreich bezogenen Quartier bleiben die Tiere dann oft jahrelang treu, selbst wenn der Bruterfolg ausbleibt.
Die Kirchen rufen aus Verantwortung für die Schöpfung immer wieder zum Engagement im Umweltschutz auf. Vielen Kirchengemeinden ist aber nicht bekannt, dass sie selbst einen Beitrag zur Erhaltung gefährdeter Tiere und damit zum Natur- und Artenschutz leisten können, ergänzt Kirchenvorstandsvorsitzender Eberhard Krause von der evangelischen Marktkirchengemeinde. Mit dem gemeinsamen Projekt „Lebensraum Kirchturm“ stellen sich der Naturschutzbund und die Kirchen der gemeinsamen Verantwortung, so Eberhard Krause.
„Das Land Hessen unterstützt diese Initiative“, betonte Dietzel und kündigte zudem an, dass für das Jahr 2009 ein neues Taschenbuch der Reihe Natura 2000 praktisch vorgesehen ist, das den Artenschutz im Lebensraum Stadt zum Inhalt hat und wertvolle Tipps zum Schutz von Wanderfalke, Fledermaus Co. in unseren Häusern, Kirchen und Schlössern geben wird.
In der Marktkirche in Wiesbaden wurde bereits im Jahr 2001 auf Initiative eines Falkners ein Wanderfalken-Kasten angebracht. Dieser wird seit 2006 kontrolliert. Allerdings konnte bisher nicht in jedem Jahr ein durchgehender Bruterfolg verzeichnet werden, bedauert Hartmut Mai. Möglicherweise eine Folge der Bauarbeiten an den Türmen. Die Auszeichnung der Markt­kirche ist daher mit dem Wunsch verknüpft, künftig die notwendigen Bauarbeiten an und in den Türmen noch besser auf das Brutgeschehen des Wanderfalken abzustimmen. Vor allem zu Beginn der Brutphase reagieren Wanderfalken sehr empfindlich auf Störungen in ihrem unmittelbaren Umfeld.
Hartmut Mai bot dabei die Hilfe seines Verbandes an. Schließlich ist es das Ziel des gemein­samen Projektes von NABU und Kirchen, über tiergerechte Sanierungen zu informieren und den Austausch der Kirchengemeinden mit den Experten der NABU-Gruppen vor Ort zu verstärken.
Hintergrundinfos
Wanderfalkenpopulation in Hessen
Aktuell kommen in Hessen 90-100 Brutpaare vor. Neben Bruten in Naturfelsen (z.B. im Rheintal: 7 Felsbruten, 1 Gebäudebrut [Ehrenfels]) und in Steinbrüchen, brütet die Art in den letzten Jahren vermehrt an Gebäuden, Masten und sogar ICE-Brücken. Oft werden dabei spezielle Nistkästen angenommen, die zuvor von ehrenamtlichen Naturschützern angebracht wurden. Neuerdings werden von Wanderfalken verstärkt Krähen-Nester in Masten von Hochspannungsfreileitungen angenommen.
Im Landkreis Fulda beispielsweise hat die Untere Naturschutzbehörde mit EON bisher 20 Kästen in 380kV-Leitungs-Maste angebracht; davon waren in diesem Frühjahr 8 beflogen, in zweien fand eine erfolgreiche Brut statt. Das Nistplatzkontingent soll nun auf 30 Kästen erhöht werden. Mittel- bis langfristig ist in diesem Kreisgebiet mit 8-10 Brutpaaren zu rechnen
Aufgrund der positiven Bestandsentwicklung wurde der Wanderfalke in der RL Hessen 2006 (dort noch mit 60-65 Brutpaaren geführt) von der Kategorie 2 (stark gefährdet) auf 3 (gefährdet) abgestuft.
Dennoch bestehen weiterhin Risikofaktoren wie illegale Verfolgung (Entnahme von Eiern oder Jungvögeln). Stellenweise ist die Art immer noch von menschlichen Hilfsmaßnahmen abhängig (Horstbewachung, Nisthilfen). Auch der Störungsdruck an den Brutfelsen durch Freizeitnutzung ist nach wie vor hoch, und führt immer noch zu Brutverlusten. Zudem besteht die Gefahr durch Hybridisierung mit entflohenen nichtheimischen Großfalken-Arten.
Während adulten Wanderfalken im städtischen Raum kaum Gefahren drohen, verunglücken hier viele frisch ausgeflogene Falken an technischen Hindernissen, vor allem durch Anflüge gegen Glasfassaden und durch Stürze in große Schornsteine. Etwa ein Drittel der Jungvögel kommt so zu Tode.
Wanderfalken sind hoch spezialisierte Vogeljäger. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen Vögeln, die im freien Luftraum erjagt werden. Da auch verwilderte Stadttauben, die mit ihrem aggressiven Kot erhebliche Schäden an der Bausubstanz bewirken können, zu ihrem Beutespektrum gehören, sind Wanderfalken bei vielen Stadtverwaltungen und Eigentümern historischer Gebäude wie Kirchen, Schlösser oder Burgen gern gesehene Untermieter.
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